Seit dem Kauf von Twitter durch Elon Musk ist viel die Rede von Mastodon als Alternative zu Twitter. Das dezentrale Prinzip bringt neben allen Vorteilen auch Herausforderungen. Hier meine wichtigsten Erfahrungen beim Anmelden auf Mastodon:
Einiges ist anders. Im Unterschied zu Twitter ist Mastodon ein offenes Protokoll und damit gewissermaßen vergleichbar mit der Email. Verschiedene Server / Instanzen sind deshalb Bezugspunkte in einem Account: @c_hornung@bildung.social
Im Moment ist die Lage noch unübersichtlich. Nicht sehr zielführend war das Versprechen „Let me help you choose an instance“ von https://instances.social. Die Ergebnisse waren völlig unspezifisch und nicht nach inhaltlichen Kriterien gefiltert, sondern anhand Sprache, Größe und Striktheit zu Nachkheit, Spam u.ä. Allerdings gibt es dort auch eine durchsuchbare Liste.
Aktuell stechen mir hervor:
- openbiblio.social: Hier ist der zentrale Bereich der Bibliothekscommunity.
- bildung.social: Das scheint mir ein offeneres Konzept zu sein. Hier finden sich auch viele schulische Lehrkräften, aber nicht nur.
- fediscience.org: Wissenschafts-Community mit internationalem Fokus.
- oer.social: Der Name legt eine Community für Open Educational Ressources nahe; diese ist bislang aber verstreut, u.a. auf digitalcourage.social.
- podcasts.social: Der Name spricht für sich.
- mastodon.social ist die Instanz, die von Mastodon selbst betrieben wird. Hier finden sich Accounts aus verschiedensten Bereichen, darunter auch der Wissenschaftsbereich.
- scicomm.xyz: Diese Instanz mit WissKomm-Fokus ist leider aktuell geschlossen.
- scholar.social, die sich als Community für Akademiker*innen beschreiben. Leider nehmen sie keine neuen Mitglieder auf.
Ich habe mich für bildung.social entschieden (@c_hornung@bildung.social). Der sprechende Namen passt zu meinem übergreifenden Ansatz an der Schnittstelle von verschiedenen Communities. Die Instanz beschreibt sich so:
Für alle, die gerne über Bildung unter den Bedingungen der digitalen Transformation diskutieren oder gemeinsam Projekte entwickeln wollen. (bildung.social)
Die Situation definiert sich im Moment noch aus. Weitere Instanzen sind im Entstehen, etwa:
Du willst auch zu #Mastodon wechseln, bist aber unsicher wohin? @DHdInfo plant eine Instanz für (digitale) Geisteswissenschaftler*innen, habt noch ein bisschen Geduld, wir stehen in den Startlöchern! 🐘🤖 RT erwünscht 🙂 ^uw
— DHd (@DHdInfo) November 7, 2022
Inzwischen existiert die Instanz des Verbans für Digital Humanities: https://fedihum.org (Update 14.11.)
Es gibt etwa eine Anzeige anderer Accounts auf derselben Instanz. Dadurch bilder sie eine gewisse Umgebung, aber man kann Accounts auf allen Instanzen folgen. Eine instanzübergreifende Suche auf search.noc.social möglich. Für die Steuerung des Informationsflusses sind außerdem Gruppen zielführend. Diese lassern sich über das Tool gup.pe recherchieren und gründen. Es existieren etwa litstudies, researchdatamanagement, nfdi.
Noch einmal zur Instanz: Sehr zielführend bei Entscheidung ist das Tool Debirdify:
Wieder ein extrem nützlicher Dienst, um herauszufinden auf welche Instanz man nach #mastodon umziehen sollte. Man gibt seinen Twitternamen an und bekommt eine Auflistung, in welchen Instanzen die meisten seiner Twitter-Follower bereits angemeldet sind: https://t.co/Ixelmh1O7u pic.twitter.com/bzriVlr1EV
— Ralf Stockmann – @rstockm@chaos.social (@rstockm) November 5, 2022
Hintergrund: Immer mehre Twitter-Nutzende nennen in ihrem Namen oder ihrer Bio auch ihr Mastodon-Handle. Diese Nutzende aus der eigenen Kontaktbubble lassen sich auch automatisch in Mastodon hinzufügen:
Das Tool durchsucht gefolgte Accounts und Follower sowie abonnierte Listen und scheint datenschutzmäßig sauber zu sein. In meinem Fall hat das auch gut geklappt. Übrigens empfehle ich, zuerst das eigene Profil auszufüllen und evtl. erste Beiträge zu schreiben und erst dann die Follower*innenschaft aufzubauen. Üblich ist auch eine Vorstellung des eigenen Profils und der eigenen Themen mit den Hasthags #introduction und #neuhier. So wird man auch von Accounts außerhalb der eigenen Bubble und der eigenen Instanz gefunden. Gut zu wissen: Ein späterer Umzug zu einer anderen Instanz ist möglich. Im Profil gibt es folgende Optionen:
Weitere Infos zu einem Umzug mit Datenexport und anschließendem Import gibt es hier.
Mastodon und Twitter lassen sich übrigens auch verknüpfen, z.B. mit dem Crossposter-Tool:
☝ #Mastodon-Konto aufpeppen und mit Twitter verknüpfen:
Wenn ihr bei Mastodon & Twitter einen Account habt, könnt ihr z.B. mit folgendem Online-Tool ein Crossposting (automatische Spiegelung Eurer Postings) einrichten: 👇 https://t.co/rqOg9tR7PX
1/2 pic.twitter.com/lO9DU6Og9q— 𝐁𝐫𝐚𝐢𝐧𝐥𝐞𝐬𝐬𝐂𝐡𝐞𝐜𝐤 🌐 (@brainless_check) October 30, 2022
In meinem Twitter-Profil werden ab sofort meine Mastodon-Toots gespiegelt.
Ein Hinweis bei der Nutzung des Crossposter-Tools: Zunächst habe ich beim Mastodon-Login Fehlermeldungen erhalten. Das Format (das nicht klar kommuniziert wird) ist c_hornung@bildung.social. Mit initialem @ oder bei Eingabe der Mailadresse (wie angefordert) gibt es nur Fehlermeldungen.
Neben der Browser-Version existieren Apps für Android und iOS, inklusiver alternativer Apps wie Tusky.
Zum Abschluss noch ein Hinweis auf eine Schattenseite der Mastodon-Struktur. Die Instanzen werden von Admins betreut, worin zugleich ein Vor- und Nachteil liegt. Wichtig zu wissen sind unter Datenschutzaspekten deren Rechte, für die ich einen mastodonkritischen Tweet von Gregor Schmalzried einbinde:
Wer Mastodon als Twitter-Alternative empfiehlt, hat weder Mastodon noch Twitter verstanden.
Mastodon
– hat keine Suchfunktion
– hat gewaltige Privatsphäre-Probleme (Admins können i.d.R. DMs lesen)
– ist strukturell unfähig, auf sich ändernde User- Bedürfnisse einzugehen— Gregor Schmalzried (@Grexgor) November 4, 2022
Hinweis: Am 10.11. habe ich den Text um den Hinweis auf #neuhier erweitert, am 11.11. um den Verweis auf https://search.noc.social/, am 14.11. die Einordnung von oer.social bearbeitet.
Follower-Torte: bildung.social
Mastodon-Logo: https://mastodon.social/home