WissKomm während der Promotion – Rahmenbedingungen und Kommunikationssituation

Wissenschaftstkommunikation bei der Promotion

Wer kommuniziert über meine wichtige Forschung? Das habe ich die Teilnehmenden meines kürzlichen Workshops an der LMU München zu Social Media und Digitaler Wissenschaftskommunikation gefragt. Die Antworten sind sehr heterogen, häufig aber ist die kommunizierende Person: „ich“, „ich selbst“, „man selbst“. Dass aber auch der Doktorvater und das Social-Media-Team genannt werden, zeigt die unterschiedliche Verortung des Kommunizierens je nach Rahmenbedingungen des Arbeitens. Auch nach diesen habe ich die Workshop-Teilnehmenden befragt:

Setting von Promotionen

Hier zeigt sich, dass Promotionen mit ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen stattfinden: Einzelprojekte stehen neben unterschiedlichsten Formen von größeren Drittmittel- und Verbundprojekten, Graduiertenkollegs mit gemeinsamer fachlicher Klammer und losen Verbünden wie Graduiertenschulen.

Die Stichprobe ist freilich nicht repräsentativ. Sie macht aber deutlich, was über dem Alltag im eigenen Forschungsprojekt schnell in Vergessenheit gerät: Die jeweilige Arbeitssituation ist nicht naturgegeben und nicht die einzig mögliche. Einzelprojekte sind gerade in den Geisteswissenschaften häufig, in denen möglicherweise auch noch ein Geniekult des alleine-am-Schreibtisch-Arbeitens wirkt. Die vorhandene oder eben nicht vorhandene Einbettung in eine Gruppe hat aber auch Konsequenzen für die Frage, wer über Inhalte, Zielsetzung, Fortschritt und Stolpersteine des Forschungsprojekts berichtet und wer sich um begleitende Publikationen, Werkstattberichte, Blogartikel und um weitere Social-Media-Postings kümmert.

Für die Möglichkeiten der Teilhabe an fachinterner, aber auch externer Kommunikation spielt der Zugang zu Social Media natürlich eine gewichtige Rolle; spätestens diese neuen Medien haben klassische Kommunikationsschemata aufgehoben:

 

Shannon-Weaver-Modell (Sender-Empfänger-Modell)
Shannon-Weaver-Modell (Wiska Bodo)

Dieses bekannte und als grundlegend anerkannte Modell („Shannon-Weaver-Modell“) wurde in den 1940er Jahren im Telefonie-Kontext entwickelt. Eine klare Aufteilung der Positionen scheint naheliegend: Eine Partei sendet, die andere empfängt und umgekehrt. Mit Social Media hat sich das natürlich aufgehoben. Ein kommunikativer Akt kann plötzlich so aussehen:

 

Ein Tweet von Person A…

  • …wird von B retweetet
  • Der Retweet von B wird von C gelikt
  • Durch den Like von C kommt der Tweet in die Timeline von D
  • D kommentiert den Tweet
  • A liest den Kommentar von D zu seinem Tweet

Eine Vervielvältigung der Sende-Position als auch der Empfangs-Position ist hier offensichtlich. Gerade das macht es natürlich auch Promovierenden einfach, sich in die öffentliche Kommunikation einzuklinken – unabhängig davon, ob in einem Einzelprojekt oder in einem größeren Projekt geforscht wird.

 

Abbildungen: