Lehre, Promotion und Kommunikation – Bloggen als produktive Schnittstelle

Eine Promotion ist häufig nicht die einzige Aufgabe von Promovierenden. Oftmals ist auch die Druchführung von akademischer Lehre verpflichtend – sei es zur Finanzierung der Promotion, als berufliches Gesamtpaket oder als Verpflichtung von Stipendiengebern. Natürlich ist dies sowohl ein wichtiger Baustein auf dem vielbeschworenen Weg zur Professur – aber auch davon abgesehen ist das Abhalten von Lehrverpflichtungen eine Erfahrung, aus der sich viel ziehen lässt: Präsentationsgeschick, Kommunikationstechniken, Selbstsicherheit sind Beispiele für intensiv trainierte soft skills. Auch die fachliche Auseinandersetzung ist nicht zu unterschätzen, die man als lehrende Person im Zuge der Vorbereitung und der Gespräche im Kurs auch immer selbst führt. Und jetzt soll man noch kommunizieren? Ja.

Was an dieser Stelle nicht Thema ist, sind die grundsätzlichen Strukturen des Wissenschaftssystems und die – je nach Fach und konkretem Kontext – oftmals breite Zahl an Aufgaben. Auch verfolge ich hier keine werteorientierte Argumentation zur Bedeutung des Einbezugs von Öffentlichkeit in die öffentlich finanzierte Forschung. Das ist alles wichtig und wird in anderen Artikeln vorkommen – hier aber interessiert mich eine produktive Kombination von Forschung, Lehre und Kommunikation.

 

Blog

 

Das Erstellen von Blogartikeln durch die Studierenden ist eine hervorragende Möglichkeit, das Seminargeschehen in eine digitale Präsenz zu gießen. Ein Blog eignet sich für die Dokumentation und Planung des Kursgeschehens, Ideensammlungen, dem Bereitstellen von Quellensammlungen, Arbeitsmaterialien oder Anleitungen. Wenn dies zugleich als Prüfungsleistung genutzt wird, erhöht dies sicherlich sowohl die  Qualitätssicherung und hängt den Aufwand zugleich in die Grundkoordinaten eines Seminars ein. Welch Freude, wenn eine Workhopteilnehmerin berichtet, dass sie genau das in Planung hat. Eine weniger partizipative Möglichkeit, die eventuell eine direktere Bindung an das eigene Tun hat, ist das eigene Erstellen von Blogs oder einzelnen Artikeln in einem bestenden Blog zur Nutzung im Seminar.

In beiden Fällen ist ein positiver Nebeneffekt neben der vertieften Auseinandersetzung auch die Sammlung von Materialien und Gedanken, die so an einem gemeinsam Ort entsteht, wie auch die Förderung digitaler Kompetenzen. Mit einer freien Lizenzierung können die erstellten Materialien in diesem Zug auch als Open Educational Ressources bereitgestellt werden.

Anregungen kann die Übersicht der Uni Halle zum Thema Bloggen in der Lehre geben:

Übersicht der Uni Halle zum Thema Blog in der Lehre


Frühe Beispiele zu grundlegenden Fragen des wissenschaftlichen Arbeitens in der digitalen Welt sind etwa der Blog Museum und Internet, der unter der Leitung von Hubertus Kohle 2015 an der LMU München entstand:

Museum und Internet


Ein anderes Beispiel ist Wikipedia in the humanitites, bereits 2013 unter der Leitung von Anne Baillot erarbeitet:


Eine Nutzung ist freilich aber auch für Seminare sinnvoll, die das Digitale nicht als Thema haben, sondern unabhängig davon als Infrastruktur des Lehrens, Lernens und des Austauschs nutzen. Ein Beispiel dazu ist der Blog MITQualität zum Seminar „‚Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus‘ in der deutschen Wikipedia“ von Maja Linthe an der Universität Mannheim:


Auch etablierte Blogs bieten sich unter Umständen als Plattform für einzelne Beiträge aus Seminaren an, wie bei Beispielen aus einem Seminar von Franz Vergöhl auf partizipativstudieren.de.


Besonders erwähnen möchte ich auch zwei Beispiele, die auch Erfahrungsberichte zu den Projekten veröffentlicht haben: Das ist der Blog Inklusion in der Sozialen Arbeit, der in einem Seminar von Helen Knauf an der Hochschule Fulda entstand. Hier berichtet sie auch ausführlich von dieser Erfahrung:

kinder. blog rund um die frühkindliche bildung


Ein weiterer aufschlussreicher Erfahrungsbericht ist dieses Interview mit Tim Krieger zu seinem VWL-Blog Think Ordo! Ordnungspolitik neu denken:

Zum kombinierten Einsatz von Blogs und Podcasts in der Lehre empfehle ich außerdem die Podcastfolge „Sind Blog und Podcast ein Dreamteam für die digitale Lehre?“ von Mareike Schumacher:Sind Blog und Podcast ein Dreamteam für die digtiale Lehre?

Abbildungen: