Der Aufschwung von Twitter in der Wissenschaftskommunikation während der Corona-Pandemie

Twitter: An der Quelle der Informationen?

Die Wissenschaftskommunikation ist wie alle Bereiche der Wissenschaft von der Digitalisierung erfasst – vielleicht sogar in besonderem Maße. Dabei greift sie auch auf etablierte Plattformen zurück, deren spezifischer Nutzen für die WissKomm keinesfalls in Widerspruch zu nicht-wissenschaftlichen Nutzungsarten steht. Seit der Corona-Pandemie hat unter anderem Twitter einen weiteren Aufschwung erlebt. Julia Metag, Professorin für Kommunikationswissenschaft in Münster, sprach darüber in einem Interview mit Sina Metz.

Zur Nutzung von Twitter in der Pandemie hebt Metag auf die Schnelligkeit und die direkte Verbindung zu den Wissenschaftler*innen ab:

Welche Bedürfnisse des Publikums konnten neben der schnellen Information durch Twitter gedeckt werden?

Für die Nutzer*innen bot Twitter auch die Option, an die Quelle der Informationen heranzukommen. Bei der Flut an Nachrichten, die auf einen eingeströmt sind, gab es den Wunsch, direkt bei Wissenschaftler*innen nachzuhaken. Natürlich bot der Wissenschaftsjournalismus reichhaltige Informationsmöglichkeiten. Viele Medien hatten anfangs Liveticker zur Coronapandemie geschaltet. Oft hatten diese Ticker Tweets von Wissenschaftler*innen eingebunden, da griffen soziale und klassische Medien ineinander. Twitter ist für Journalist*innen ein wichtiges Medium für die Recherche. Als Wissenschaftler*in kann ich Medienschaffende über Twitter erreichen und mein Tweet kann Anlass zur Berichterstattung geben.

Weitreichend ist die Beobachtung, dass ein Trend zur Personalisierung von wissenschaftlicher Information vorliegt. So waren viele Tweets von Einzelpersonen reichweitenstärker als die von Institutionen. Zur Frage nach Rückschlüssen für die WissKomm antwortet Metag:

Wissenschaft wirkt oft alltagsfern. Wird sie mit Personen, mit den Wissenschaftler*innen, verbunden, kann sie viel greifbarer sein. Wenn die Forschenden stärker aus ihrem Arbeitsalltag berichten und nicht nur wissenschaftliche Fakten präsentieren, auch zeigen, wie Wissenschaft eigentlich funktioniert und welche Methoden zur Anwendung kommen, wird das oft positiv wahrgenommen. Dadurch erfährt die Personalisierungstendenz nochmals stärkeren Aufschwung.

Weiter geht es im Interview zum Umgang mit der Verknappung auf Twitter und allgemein in der Wissenschaftskommunikation, zum errreichtem Publikum und zu Nachteilen von Social Media: https://www.wissenschaftskommunikation.de/twitter-an-der-quelle-der-informationen-62115/

Update 31.10.2022: Es bleibt abzusehen, wie sich der Stellenwert von Twitter in der WissKomm nach dem Kauf durch Elon Musk ändert. Die grundlegenden Themen dieses Artikels und des Interviews mit Julia Metag dürften auch bei einer Stärkung der Twitter-Alternative Mastodon zutreffen.

 

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Beitragsbild: wissenschaftskommunikation.de